"Wie hältst Du es mit der Gewalt?" Zu einer Gretchenfrage der internationalen Linken im historisch-politischen Kontext

"Wie hältst Du es mit der Gewalt?" Zu einer Gretchenfrage der internationalen Linken im historisch-politischen Kontext

Veranstalter
IHSF Wien, Internationale Rosa-Luxemburg-Gesellschaft, Nord Universitet (IHSF Wien)
Ausrichter
IHSF Wien
PLZ
1220
Ort
Wien
Land
Austria
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
20.06.2024 - 22.06.2024
Deadline
15.08.2023
Von
Frank Jacob, Social Sciences, Nord University

"Wie hältst Du es mit der Gewalt?" Zu einer Gretchenfrage der internationalen Linken im historisch-politischen Kontext

Internationale Tagung am IHSF Wien, Internationale Rosa-Luxemburg-Gesellschaft, Nord Universitet vom 20. bis 22. Juni 2024 in Wien.

Organisationsteam:
- Dr. Florian Wenninger, Institut für Historische Sozialforschung (IHSF), Wien
- Charlotte Rönchen, MA, Institut für Historische Sozialforschung (IHSF), Wien
- Prof. DDr. Frank Jacob, Nord Universitet, Bodø, Norwegen

"What is your take on violence?" On a crucial question of the international Left in its historical-political context

International Conference at IHSF Vienna, International Rosa Luxemburg Society, Nord University (20–22 June 2024)

Organization team:
- Dr. Florian Wenninger, Institut für Historische Sozialforschung (IHSF), Vienna
- Charlotte Rönchen, MA, Institut für Historische Sozialforschung (IHSF), Vienna
- Prof. Dr. Dr. Frank Jacob, Nord Universitet, Bodø, Norway

"Wie hältst Du es mit der Gewalt?" Zu einer Gretchenfrage der internationalen Linken im historisch-politischen Kontext

Die Arbeiterbewegung unternahm in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erhebliche Anstrengungen, einer Eskalation der Internationalen Politik entgegen zu wirken. Tatsächlich mussten im jeweiligen historisch-politischen Kontext ihrer Zeit zahlreiche einflussreiche Theoretiker:innen der Linken, die beispielsweise strikt gegen einen Waffengang der Europäischen Mächte eintraten, den Standpunkt vertreten, Gewalt sei „[dort das] Mittel der Offensive […], wo das gesetzliche Terrain des Klassenkampfes erst zu erobern ist.“ (Rosa Luxemburg, 1902). Vor dem Hintergrund dieses scheinbaren Widerspruches geht die geplante Konferenz in Wien der Frage nach linken Positionen zu Gewalt im 19. und 20. Jahrhundert nach.

Ausgehend von der These, dass Gewalt in linken in den jeweiligen historisch-politischen Kontexten primär unter zwei Gesichtspunkten diskutiert wurde, nämlich unter jenem der politischen Funktionalität und dem der moralischen Legitimität, wird nicht nur nach theoretischen Positionen, sondern auch nach praktischen Ableitungen gefragt, von der „Propaganda der Tat“ anarchistischer Terrorist:innen des 19. Jahrhunderts, über die Kritik Karl Kautskys und Rosa Luxemburgs an der bolschewistischen Revolutionspolitik 1918 bis zum Aufbau linker Wehrverbände und nicht zuletzt auch den linken pazifistischen Strömungen, insbesondere vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges.

Im Zentrum der Konferenz stehen dabei insbesondere die folgenden fünf Themenkomplexe:

1. Wie haben linke Intellektuelle sich der Gewaltfrage genähert bzw. diese diskutiert?
2. Wie gestaltete sich in konkreten Situationen linke Gewaltausübung, wie wurde diese organisiert und welche Ziele wurden jeweils verfolgt?
3. Wie prägte (Massen)gewalterfahrung konkretes Handeln sowohl innerhalb der Arbeiterbewegung als auch in der lebensweltlichen Praxis ihrer Mitglieder? Wie reagierten deren Aktivist:innen und Funktionär:innen demnach individuell oder kollektiv auf Gewalt, der man seitens politischer Gegner bzw. der Obrigkeit ausgesetzt war? Wie wurde aber auch Gewaltanwendung der „eigenen“ Seite rezipiert?
4. Wie wurde Gewalt in linken Zusammenhängen erinnert?
5. Wie wurde schließlich die Frage der Gewalt, auch im Sinne eines offensiven Vorgehens, auf internationaler Ebene diskutiert?

Interessierte richten einen Vortragsvorschlag (maximal 300 Wörter sowie eine Kurzbiografie, ca. 100 Wörter), bevorzugt, aber nicht exklusiv zu einem der oben genannten Themenbereiche, bis zum 15. August 2023 an office@ihsf.at. Im Fall einer Zusage werden Reise- und Unterbringungskosten, sofern diese nicht über ggf. vorhandene institutionelle Anbindungen der Teilnehmer:innen abgedeckt werden können, übernommen. Mit der Teilnahme an der Konferenz geht die Verpflichtung einher, den eigenen Beitrag in wissenschaftlich ausgearbeiteter Form für die Tagungspublikation zur Verfügung zu stellen.

"What is your take on violence?" On a crucial question of the international Left in its historical-political context

In the years leading up to the First World War, the international labor movement made considerable efforts to counteract an escalation in international politics. In fact, however, in the respective historical-political context of their time, numerous influential left-wing theorists, who, for example, strictly opposed an armed conflict of the European powers, had to take the position that violence was “[the] means of the offensive [...] where the legal terrain of the class struggle has yet to be conquered.” (Rosa Luxemburg, 1902). Against the background of this apparent contradiction, the planned conference in Vienna will examine left-wing positions on violence in the 19th and 20th centuries.

Starting with the thesis that violence in its respective historical-political contexts was primarily discussed from two points of view by the Left, namely that of political functionality and that of moral legitimacy, the conference is not only asking for theoretical positions within this debate, but also wants to inquire practical derivations from the "propaganda of action" by anarchist terrorists of the 19th century, to Karl Kautsky's and Rosa Luxemburg's criticism of the Bolshevik revolutionary policy of 1918, and to the establishment of left-wing military associations. Last but not least, the left-wing pacifist currents, especially against the background of the First World War should also be addressed.

The conference therefore focuses in particular on the following five topics:

1. How have left-wing intellectuals approached or discussed the issue of violence?
2. How did left-wing violence develop in concrete situations, how was it organized and what goals were pursued in each case?
3. How did the experience of (mass) violence shape specific actions both within the labor movement and in the everyday lives of its members or representatives? How did its activists and officials react individually or collectively to violence from political opponents or the authorities? And how was the use of violence on “their own” side received?
4. How was violence remembered in left-wing contexts?
5. And finally, how was the issue of violence discussed at international level, also in terms of an offensive approach?

Interested scholars should submit a presentation proposal (max. 300 words and a short biography, approx. 100 words), preferably but not exclusively on one of the above-mentioned subject areas, to office@ihsf.at by August 15, 2023. In the event of a positive evaluation of the proposal, travel and accommodation costs will be covered, if they cannot be covered through the participants’ existing institutional affiliation. The participation in the conference includes the obligation to provide an extended version of your contribution for the publication of a conference volume later as well.

Kontakt

E-Mail: office@ihsf.at
E-Mail: frank.jacob@nord.no